Mittwoch, 20. November 2013

Der nordische Wohlfahrtstaat




20 Krankenschwestern um mich herum. Sie kauen auf ihren Bleistiften, schauen sorgenvoll in die Luft und tuscheln mit ihren Nachbarn. Ich habe die volle Keule des nordischen Wohlfahrtstaat abgekriegt, mehrere Stunden in der Woche beschäftige ich mich jetzt mit Ethik des finnischen Gesundheitssystem, und den verschiedenen Ausprägungen des Wohlfahrtstaates in Skandinavien. Wir Austauschstudenten sind in diesen Seminare nur in der Minderheit, das führt dazu, dass jede ProfessorIn uns gespannt fragt, wie es den mit unserem nationalen Sozialsystem bestellt sei. Dann wird eine Projektion an die Wand gebeamt, auf drauf steht " Finnland is the best country in the world" und es werden zahllose Rankings zitiert in denen Finnland immer einen der ersten Plätze im länderübergreifenden Vergleich von Gesundheit, Bildung und Gleichheit belegt. Warum ist das so?

First and foremost sicherlich wegen den riesigen Beträgen an Geld, die in das Bildungssystem investiert werden. Ein Großteil des - in Finnland höheren als in Deutschland liegenden - Steueraufkommen wird in die Bildung gesteckt. 95 % aller SchülerInnen machen in Finnland das Abitur. Aber deine Abiturnote ist für die meisten Studiengänge egal: jeder muss einen Test für seinen Studiengang bestehen und beweisen, dass er sich über die Inhalte schon vorher informiert hat. Meine finnischen Bekannten hier, die auch  Politikwissenschaft wie ich studieren, mussten, um zugelassen zu werden, eine Politikprüfung bestehen. Damit jeder die gleichen Chancen hat ins Studium zu kommen, und nicht die vielleicht unterschiedlich bewerteten Schulleistungen zählen. Ein weiter Bekannter ist jahrelang jedes Mal an der Aufnahmeprüfung zu Zahnmedizin gescheitert. Erst nach drei Jahren hat er sie bestanden.

Alle Menschen sind gleich in Finnland

Durch den Universalismus des finnischen Wohlfahrtsstaat wird versucht soviel wie möglich Gleichheit zu schaffen. Universalismus bedeutet, dass jede (finanzielle) Leistung vom Staat jeder bekommt, unabhängig von seiner Bedürftigkeit. Wie ist es bei uns in Deutschland? Der deutsche Wohlfahrtstaat legt viel mehr Wert auf einkommensabhängige Leistungen. Das heißt, es bekommt nur der Bafög, dessen Eltern auch am wenigsten verdienen. Der Beitragssatz für die Krankenkassen in Deutschland richtet sich nach dem Größe deines Bankkontos. Je mehr du verdienst, um so mehr musst du einzahlen. Das Ziel der deutschen Sozialpolitik somit die relative Gleichheit.

In Finnland dagegen ist die absolute Gleichheit das oberste Gebot. Jede StudentIn kriegt 500 € jeden Monat zum studieren. Es gibt kein ewige Bürokratie, oder überlastete Ämter, die monatelang das Einkommen deiner Eltern prüfen. Ich habe mein Auslandsbafög im Mai beantragt und jetzt erst, im November, bekommen. Kurz bevor ich mein Erasmus beende!  Auch kann es in Deutschland  trotz Bedürftigkeitsprüfung  passieren, dass Bedürftige durch das Raster fallen: z.B. Studierende, dessen Eltern Schulden abbezahlen müssen und ihren Töchtern kein Unterhalt zahlen können. Aber in den Bafögunterlagen zählt nur das absolute Einkommen der Eltern, nicht die Schulden. Oder Menschen die keine Kraft haben zum Sozialamt zu gehen, nicht wissen wie sie Anträge ausfüllen, nicht wissen welche sozialen Rechte sie im Sozialstaat Deutschland haben. Der deutsche Staat muss dann wiederum Sozialarbeiter (wie meine Mutter) bezahlen, die solchen Menschen helfen die Anträge überhaupt auszufüllen. In Finnland kriegt jeder dasselbe ohne Antrag. Es ist das Prinzip des Universalismus. Es gibt auch kein Ehegattensplitting, jeder wird gleich individuell besteuert. Es gibt hier keine Politik die traditionelle Ehen fördert, wohl aber eine die die gleiche Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt wie Männer fördert. Jeder Frau und jedem Mann muss es erlaubt sein zu arbeiten und sein Kind versorgen zu lassen.


Dieses Prinzip ist allen skandinavischen Staaten gemein. Es kommt von einer strikten sozialdemokratische Politik. Die skandinavischen Regierungen werden seit Jahrzehnten von linken Parteien dominiert.  Woher kommt diese Linkstendenz? Es liegt an der schwedischen Monarchie, die Jahrhunderte ganz Skandinavien dominierte, dessen Strukturen aber nie in absolut luxuriöses Sonnenkönigtum mit abgehobenen Adel ausartete. Die Bauern und die gesamte landwirtschaftliche Klasse war an der Politikführung zu einem gewissen Teil beteiligt. Die landwirtschaftliche Partei ist bist heute eine der stärksten in Finnland (Center Agrarian Party). Sie verhinderte, dass das Wohlfahrtssystem nur der industriellen Arbeiterklasse zu Gute kam. Die ersten Krankenversicherungen im 19.  und 20. Jahrhundert galten auch den Selbstständigen, den Bauern. In Kontinentaleuropa gab es hingegen die französische Revolution, in denen sich Bauern gegen das ausbeuterische Regime auflehnen mussten. In Deutschland führte Bismarck die ersten Krankenversicherungen ein, aber nur für die Industriearbeiter. Damit wurde der Klassenkonflikt weiter angeschürt. Es ist die Elite die der arbeitenden Bevölkerung entgegensteht. In Finnland dagegen wurde die Arbeiterklasse UND Bauernklasse immer in politische Entscheidungen miteinbezogen, und hörte so auf, eine Klasse zu sein. Gleichheit und Konsensfindung prägen die finnische Politik.

In meiner Küche: Marie und meine Mitbewohnerin Aurélie

Meine Freundin Marie seufzt, als sie bei mir in der Küche sitzt. "Ich vermisse das demonstrieren", sagt sie. "Es war so einfach in Frankreich, du konntest auf die Straße gehen und klar und einfach sagen was falsch ist an der Regierung." Sie beißt in mein selbstgebackenes Pizzabrot mit Oliven und Auberginen. "Hier in Finnland, gibt es das nicht. Keine Klassen, kein Protest, - ich habe Sehnsucht nach klaren Verhältnissen."

Mein selbstgebackenes Pizzabrot

1 Kommentar:

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