Samstag, 28. September 2013

Die Straßen von Turku

Auf den Straßen von Turku lassen sich ausgewöhnliche Sachen entdecken.


Ein Herz für Früchte, oder ein Fruchtherz?

Wo ist die Tomate?

 Auch in Turku ist Feminismus vorhanden!

Tauben. Sie baden!

 Ein Kasten. 


Ruhe

Am Ende des Tages müssen die Unterkiefer gesonnt werden.

Herbstliebe



Es ist Finnland. Und es ist Herbst. Da kommen schon mal Herbstgefühle auf. Um die Liebe in Zeiten des Herbstes adäquat zu charakterisieren, haben Erik und Valerie einen englischen Schmachtfetzen in Finnland performt.

Mittwoch, 25. September 2013

Bibliotheken



In der Hauptbibliothek auf dem Campus gibt es vor dem Eingang eine Kiste. In ihr befinden sich sehr viele blaue Decken. Jeden, den es in der Bibliothekt friert, darf sich eine Decke mitreinnehmen und so warum und kuschelig über philosophischen Aufsätzen brüten.
Die Stadtbibliothek dagegen ist ein riesiges Gebäude aus vielen Glaswänden und Holzregalen. Anscheinend ist die Bibliothek im Winter das zweite Zuhause für viele Finnen, denn die Nächte sind kalt und lang.
Außerdem kommt es mir vor, als würden die Jugendlichen die Bibliothek bevorzugt zum herumhängen und chillen aussuchen. In Deutschland lungern sie in Einkaufzentren herum!
"Finnland ist wahrscheinlich das enthusiastischste Leseland Europas" schreibt die FAZ. Intellektuelle
und Menschen die viel lesen, sind in Finnland sehr angesehen. Es hängt auch mit Ganztagsschule zusammen, die alle Finnen bis zum 16. Lebensjahr besuchen müssen. Außerdem durften man früher nur gültig heiraten, wenn beide Ehepartner lesen konnten. Was für ein bildungspolitischer Anreiz!

Und es gibt ein Bücherschiff. Es verkehrt im Sommer um Turkus Schären herum.

Turkus Stadtbibliothek von außen. Ein riesiger Klotz.
Von Innen: hier balgt sich die Bevölkerung im Herbst um die besten Leseplätze.

Sonntag, 22. September 2013

Herbst

Sozialwissenschaftliche Fakultät 'Educarium' in Turku 

Was passiert in Finnland?
Ich lebe nun schon einen Monat hier! Der Sommer neigt sich dem Ende zu und gelbe und orange Birkenblätter fliegen durch die Luft. Ich habe die Bibliothek meiner sozialwissenschaftlichen Fakultät liebgewonnen und verbringe meine Tage entweder zwischen Bücherreihen oder lesend auf dem weißen Sofa im weißen Apartment von Erik. Meinen Liebhaber hat es vor einer Woche in die Luft gewirbelt und er ist in Turku gelandet. Die Angewiesenheit auf wochenlange digitale Kommunikation bringt für das darauffolgende Treffen in der Realität erfrischende Perspektiven! Liebe beginnt da, wo Worte aufhören, pflegt Erik zu sagen.

Erik, Valerie, Pinguin auf dem Marktplatz
Ich habe mich also aus meinem Ghetto abgeseilt und lebe auf dem Campus, zusammen mit Erik. Und einem verrückten Nachbarn, der nachts nichts lieber tut als Möbel hin und herzuschieben. Fanatisch. Über Stunden. Seine Wohnung befindet sich direkt über unserer und wir haben Angst. Tagelang tut sich nichts, bis er wieder  die Treppen hochschleppt und an seiner Haustür rüttelt. Wir haben ihn nie gesehen. Er ist nur zu hören.
"He's a lunatic", sagen mir die zwei finnischen Polizisten, die ich am ersten Abend in unserem Apartment, angerufen habe. Nun ja, wie schön.

Glücklicherweise hat unser Vermieter ein schlechtes Gewissen einen wahnsinnigen Nachbarn hinterlassen zu haben, und uns den Fahrradschlüssel für sein rotes Mountainbike gegeben. Also radele ich jetzt mit Erik jeden Morgen durch das Herbstlaub und die strahlende Sonne in der Natur um Turku herum. Ich habe bislang nur den "Finnish Survival Course" und einen für Philosophie. Im Survival Course lernen wir in Finnland zu überleben. Das Wort für 'Guten Morgen' hat alleine vier 'ä's. Hyvää paivää. Mein persönliches Lieblingswort ist "Hyvää syntymääpaivää" - Herzlichen Glückwunsch. Soviele äääää's auf einen Haufen!

Alle DozentInnen werden in Finnland mit dem Vornamen angesprochen. Das mag ich.
Milla ist meine Dozentin für politische Philosophie. Sie ist jung, hat einen Zungenpiercing, Pandabärohrringe und versteht es jeden anzustrahlen. In allem was sie sagt, schwingt ein Augenzwinkern. Wir werden von ihr wie Freunde behandelt, denen sie Aristoteles erklärt, nicht wie StudentInnen, die unter ihr stehen. Ich mag dieses hierarchielose Lernen. Auf gleichberechtigter Ebene zu diskutieren und zu forschen, ist was für mich eine Universität ausmacht. Wenn ich als klitzekleine Mosaiksteinchen für die allgemeine Wahrheit ernstgenommen werde, erfreut micht das. Da muss ich Humboldt zitieren: "Der Gang der Wissenschaft ist offenbar auf einer Universität, wo sie immerfort in einer großen Menge und zwar kräftiger, rüstiger und jugendlicher Köpfe herumgewälzt wird, rascher und lebendiger." (1810b/1964, S. 262). Yeah, Baby, Humboldt!

Außerdem habe ich mich dem universitären Debattierclub angeschlossen. Meine Rede für das 'Verhandeln mit Terroristen in einer Geiselsituation' auf englisch vor 30 Leuten zu verteidigen, ist eine Herausforderung! Als Rampensau freue ich mich natürlich über jede Gelegenheit wild herumgestikulierend politische Parolen abzufeuern. Und ich habe beschlossen, bei meinem Turnier teilzunehmen http://www.turkuopen2013.com/. Leider wird wohl jede politische Rhetorik zu spät kommen, um eine freundlich in blau lächelnde Dame abzulösen. Wer mich fragt: ich bin definitiv nicht für schwarz-grün!


Sonntag, 15. September 2013

Freunde

Menschen. Menschen die von überall kommen. Ein gleichbleibender Strom zieht Menschen an mir vorbei. Meistens sind es ErasmusstudentInnen.Es ist toll, soviele neue Menschen kennenzulernen. Es gab Zeiten in meinem Leben, wo ich dieses Gefühl sehr vermisst habe. Und es gibt Zeiten, in denen ich mich einfach nur nach einer stabilen Freundschaft in meiner direkten Umgebung sehne. Nicht jeden Tag wieder und wieder einem neuen Menschen meine Lebensgeschichte erzählen muss. Die letzten Wochen waren gefüllt mit Unternehmungen und Küchenpartys im Student Village. Jeden Tag fange ich auf's neue an mich mit Menschen zu unterhalten, und gerade fällt es mir ein bisschen schwer den "effort" zu machen, jenseits des Fragetrialoges "1.Wie heißt du? 2.Aus welchem Land kommst du? 3.Was studierst du?" noch mehr Gesprächsstoff rauszuholen. Dein Gegenüber ist wie eine black box. Du weißt am Anfang noch nicht, ob ihr harmonieren werdet, oder ob das Gespräch verebbt, die Wörter wie Sand im Wind verwehen.

Einige Freunde aus Deutschland hat es auch verschluckt, wie von einem großen schwarzer Sack, der einmal "mampf!" gemacht hat. Hallo, meldet euch mal, mein Skypename ist: valerie.frosch!

Eine gute Freundin hier in Finnland habe ich schon gefunden, es ist Marie. Marie ist eine unternehmungslustige Französin, und wir verbringen unsere Zeit meistens mit Lachen in der vegetarischen Mensa (hier essen sowieso PolitikstudentInnen). Oder wir sitzen auf einem Felsen.

Birke, Heli, Mathilde, Marie, Valerie auf dem einzigen staatlichen
Felsten 

Finnland hat viele Felsen. Mehr als Deutschland. Überall wo man geht und steht lugt ein steiniger Hügel aus dem Boden. Letzte Woche wollten wir einen Ausflug auf eine kleine Insel machen. Prompt wurden wir vertrieben, da diese Felsen alle "private property" sind. Ich liebe Finnland und ich liebe die Schären. Aber dieser Privatbesitz ist ärgerlich. Jegliches Ufer ist mit Mökis zugebaut, den finnischen Holzferienhäusern. Das heißt: jeder Sonnenuntergang am Meer ist privatisiert.



Helsinki

Helsinki.
Nettes Städtchen.
Unauffällig.
Nur 500 000 Menschen.

Aber was für ein Glück, dass meine Cousine Amelie einen Finnen gefunden hat, mit dem sie ihren Lebensabend in Espoo, der Vorstadt von Helsinki, verbringt. So konnten Birke und Ich sie besuchen und sind durch Helsinkis Viertel gestreift. Das heißt, ich bin eher gekrochen, durch meine Krankheit.

Es gibt in Helsinki eine weiße Kirche. 
Und eine Ausfluginsel im Hafen mit sehr vielen Burgen und Wäldern.

Der traditionelle Markt. Das Rentierfell ist wunderbar zum streicheln. Ich empfehle jedem ein Rentier zu kaufen, statt einem Uhu!
Ein Schiff!!


Birke, der Troll und Amelie in Helsinki 

Donnerstag, 12. September 2013

Silberne Kugeln


Meine Schwester Birke besucht mich hier in Turku!
Wir hatten sehr viel Spaß...

.... mit diesen glänzenden silbernen Kugeln, die wir am Ufer vom Fluss Aura gefunden haben....

mein silbernes Ei! 

... drüber gestolpert.

Unser Ei!

Mittwoch, 4. September 2013

Bürodemokratie




Wenn ich frage, was die Finnen am meisten an ihrem Wohlfahrtstaat nicht leiden können, antworten sie meistens mit: „Bürokratie“. Ich überlege, und befinde, dass die Formulare, die ich ausfüllen musste (und muss), um Auslandsbafög zu bekommen, wahrscheinlich auch Deutschland als bürokratischen Staat klassifizieren. Die großte Gefahr für die Demokratie sei die Bürokratie, sagt Max Weber. Ein ewiges Dilemma: der Staat der am gerechtesten ist, behandelt alle seine BürgerInnen gleich, was bedeutet dass alle Menschen durch die gleichen normierten und technisierten Institutionen müssen. Die Kehrseite sind fehlende Entscheidungsspielräume, wenig Kreativität und mangelnde Flexibilität. Alles Symptome einer Bürodemokratie, wie ich die Verbindung von Bürokratie und Demokratie jetzt nennen werde. Individuelle Schicksale gehen in dieser Schablone der staatlichen Leistungen unter. Wenn z.B. eine Studentin existentiell mehr Geld für ihr Studium braucht, das Einkommen ihrer Eltern aber 5 Euro über der staatlich gesetzten Mindestgrenze liegt. Natürlich gibt es in Finnland wie in Deutschland Verwaltungsangestellte, die ein Auge zudrücken, aber dafür müssen sie damit in einem Gewissenskonflikt gegenüber ihrem Arbeitgeber, dem Staat, treten. Verhindert die Bürokratie, das detaillierte Ausfüllen von Formularen als Beweise für eine saubere Arbeitsweise in den Verwaltungen, Korruption? Ja und Nein. Dass man alles belegen muss, macht die staatliche Verteilung von Geldern sicher transparenter. Auf der anderen Seite ist das Merkmal von korrupten Staaten, die ständige Zahlung von Bestechungsgeldern für ein Verwaltungsdokument. Wie ich von Mirjam weiß, war das „Zettel ausfüllen“ bei mehreren offiziellen Stellen für die simpelsten Dinge während ihres Studiums in Moskau, ein Merkmal bürokratischer Sinnlosigkeit.
In der Bürodemokratie sind fast alle Bereiche verstaatlicht. Die Mehrzahl der Güter und Ressourcen wird nach einem bestimmten Schlüssel verteilt, z.B. die Hilfe der gesetzlichen Krankenkasse. In den USA gibt es kein staatliches Krankenkassensystem, ein Unding. Dafür existieren in den USA definitiv mehr ehrenamtliche Hilfsorganisationen als in Deutschland, „volunteering“ ist viel üblicher, als in Deutschland. Das heißt, in dem Moment wo etwas verstaatlicht wird, werden auch Menschen ihrer Freiheit beraubt zu handeln. Negative Aspekte des Handels von Individuen werden unterdrückt, aber auch positive: aufeinander achtzugeben, zu kooperieren, Solidarität zu zeigen. Vater Staat übernimmt das „gute Handeln“ schon für uns. Deutsche gehen an Bettlern vorbei mit den Worten: „ich gebe dir nichts, ich zahle schon Steuern“, und meinen damit dass das staatliche Sozialsystem Ungleichheiten schon richten wird. Ein Teil des Menschseins, Mitleid zu zeigen und entsprechend zu handeln, wird dadurch eliminiert. Auf der anderen Seite ist es sicherlich zu viel verlangt, auf jedes Mitglied der Gesellschaft achtzugeben, gerade in einer Großstadt. Ich erinnere mich, wie geschockt ich von Berlin vom Anblick der vielen Armen, Kranken, Drogensüchtigen war. Wenn ich jedesmal stehen geblieben wäre, um zu helfen,  hätte ich mein eigenes Leben gar nicht mehr weiter führen können. Hannah sagte damals, dass es Aufgabe der Familien und engen Freunde wäre, zu helfen. Die Menschen sind in der Pflicht, die dem Bedürftigen nahe stehen. Aber es gibt Menschen die sind so einsam, die haben keine Familie oder Freunde mehr. Für diese Menschen brauchen wir wieder den Staat.
In was für einer Gesellschaft will ich also leben? Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der der Staat sich um mich kümmert, wie aber auch die Menschen sich gegenseitig umeinander sorgen, die in diesem Staat leben. Ich möchte ehrenamtliche Arbeit, menschliche Solidarität und staatliche Hilfe. Wie könnte das funktionieren? Ich habe nur eine normativ-ethische Antwort: Vielleicht müssen wir uns eingestehen, dass der Staat niemals alles regeln kann. Und staatliche Regulierung ist vielleicht in manchen Bereichen sogar schädigend. Also müssen, da wo der Staat nicht ist, helfen. Und gleichzeitig alle staatlichen Hilfsangebote nutzen.

Oder war das jetzt zu banal? 

Kommentare erbeten!

Sonntag, 1. September 2013

Schären

Note: Die Kommentarfunktion auf dem Blog ist jetzt für jeden aktiviert (auch für diejenigen die keinen Googleaccount haben!). Ich freue mich immer über ein Kommentar - vergesst dabei aber nicht mir auch ab und zu nette Emails zu schreiben).

Gestern machte ich mich auf, zu den wunderschönen Schären vor meiner Haustür. Als ich an der malerischen Küste ankam, wo die Weizenfelder wogten und die Wolken auf dem blauen Himmel vorbeizogen, machte es Puff! und mein Fahrradreifen war platt.  Mein Fahrrad schob ich drei Stunden lang nach Hause. Von dieser Tortur habe ich trotzdem einige schöne Bilder mitgebracht:

Diese roten Holzhäuschen sind nicht nur für Schweden,
sondern auch für Finnland charakteristisch. Ich möchte sofort einziehen!
Leider lädt mich niemand zum Wohnen ein. Also mache ich wenigstens ein Foto mit mir und em Haus.

Grasende Pferde auf einer Weide auf den Schären vor Turku...aaah! Diese kitschige Heimatszene musste ich sofort fotographieren.

Dieser Fluss ist schon Teil der Ostsee! Fotographiert auf der Brücke nach Kaarina, mit meinem platten Reifen in der Abendsonne.

Dahinter ist das Meer...

I have a dream... of a wide open prairie... 

Hesburger ist eine finnische Burgerkette. Finnland ist eines der wenigen Länder,
 in denen McDonalds es nicht geschafft hat, seine Filialen zu etablieren, aufgrund derlokalen Hesburgerkette.